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Kinderkleidung
 

Die übliche Bekleidung für Säuglinge beiderlei Geschlechts waren im 19. Jahrhundert Tragkleider, d. h. den heutigen Taufkleidern ähnliche, lange Kleider, die weit über die Füße des Kindes hinausreichten. Diese Kleider wurden bis zum 1. Lebensjahr getragen.

Unter dem Tragkleid wurden Unterkleid, Hemd, Leibchen, und Windelhose getragen. Je nach Jahreszeit wurden die Tragkleider aus Batist oder Wolle und Seide gefertigt. Aufgrund der Länge erfüllt das Kleid auch bei einem strampelnden Kind sicherlich gut den Zweck einer Decke bzw. eines Schlafsackes.

 

Nach dem Tragkleid kam das Jahreskleid, das von Mädchen wie Jungen gleichermaßen bis zum 3. Lebensjahr getragen wurde. Das Jahreskleid war meist ein aus Vorder- und Rückenteil bestehender „Kittel“ – seinerzeit wie bei den Erwachsenen auch Taille genannt – mit mehr oder weniger Auszier.

Viele Jahreskleider sind kurzärmlig abgebildet, auch in den Wintermonaten. Letztlich gab es aber alle Formen, mit großem Ausschnitt, herzförmigem Ausschnitt, hochgeschlossen, langem Arm etc. etc.

Es ist anzunehmen, daß die Ausgestaltung der Kleider sich mit zunehmendem Alter der Kinder steigerte. Neben dem Geldbeutel spielte sicherlich auch die Zeit eine Rolle, welche die Hausfrau für die Kinderkleidung aufwenden konnte. Und ob die Nutzungsdauer in Relation zur Herstellungszeit stand.

 

Nach dem 3. Lebensjahr tragen Mädchen - was sonst - Kleider, Jungen sowohl kleidartige Kittel mit angesetztem Rock und gleichzeitig einer Hose, als auch bereits komplette Anzüge mit Hose und Jacke aus Tuch.

Eine genaue Regelung dafür gibt es scheinbar nicht. Noch im Buch der Wäsche um 1900 wird davon gesprochen, daß Jungen in der Altergruppe 3 - 7 Jahre "Barchenthöschen mit Leibchen, die über das Hemd gezogen werden und das Anknöpfen kurzer weißer Höschen unter Kleidchen zulassen" tragen. Sicherlich bezieht sich das eher auf die 3- als auf die 7jährigen, aber zumindest erstreckt es sich im Rahmen des Möglichen.

Ob die Variante Kleid oder Hose bei Jungen eher auf die Vorliebe der Mütter zurückzuführen, eine Frage des gesellschaftlichen Umfeldes oder des Anlasses war, habe ich noch nicht herausbekommen.

 

  

1873 4 - 6 Jahre

 

1878 4 - 5 Jahre

Das Alter der Kinder lässt sich an der Länge von Hose und Kleid ermessen, in beiden Fällen reichen die Kleidungsstücke bis zum Alter von ungefähr 9 Jahren bis zum Knie.

Mit dem Älterwerden der Kinder wachsen auch die Kleidungsstücke in die Länge, bis zum Alter von 15 reicht der Saum bei Mädchen bis zur Hälfte der Wade, Jungen tragen zu diesem Zeitpunkt bereits lange Hosen.

Bis zum 18. Lebensjahr bleiben nur noch die Knöchel unbedeckt – sofern das Mädchen nicht vorher heiratet – danach, nach der Einführung in die Gesellschaft, ist sie eine Frau und trägt die Knöchel bedeckt.

         


Haltbarkeit und Nutzwert standen noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts für einen Großteil der Bevölkerung ganz oben auf der Wunschliste bei Kinderkleidung, entsprechend wird die Auswahl bei Stoffen und Farben getroffen worden sein.

Das „Sonntagskleid“ ist im Zeitalter von Waschmaschine und Trockner ein wenig in Vergessenheit geraten, vor über 100 Jahren war es hingegen Investition und größter Besitztum vieler Kinder zugleich (noch mein Onkel, Anfang der 1940er Jahren geboren, hat als kleiner Junge zum Geburtstag Schuhe bekommen und ist damit den ganzen Tag herumstolziert wie ein Gockel – weil er ansonsten nämlich quasi das ganze Jahr barfuß gelaufen ist.)

Grundsätzlich sei an dieser Stelle angemerkt, dass meine Ausführungen über Kinderkleidung sich letztlich nur auf einen kleinen Teil der Gesellschaft beziehen und auf einen regional beschränkten sowieso. Der größte Teil der Bevölkerung hat sich um die Bekleidung seiner Kinder vermutlich nur in soweit geschert, als dass die Sachen halbwegs sauber, heil und funktionstüchtig waren. Modische Berücksichtigung konnte sich nur derjenige leisten, der es sich leisten konnte, sowohl vom finanziellen als auch vom zeitlichen Aufwand her. Die ländliche Bevölkerung hat zudem oft erst sehr spät im Jahrhundert eine Umstellung von regionaler Mode zu städtischer Mode vollzogen.
 

 

 

[ Mädchen                                                                               [  Jungen

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