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Frühe Tournüre
1870 - 1876

Aus der Krinoline entwickelte sich Ende der 1860er Jahre die Tournüre, ein Begriff, der eigentlich den Rockunterbau meint, sich aber später als Bezeichnung für das gesamte Kleid durchsetzte.

Der Unterbau selber ist mäßig ausgeprägt und erzeugt eher eine kontinuierliche Linie im Übergang zur Schleppe.

Der vordere Rock wurde vorne und an den Seiten immer flacher anliegend, dafür wurde der hintere Rock mehr und mehr durch Raffungen und große Stoffmengen betont. Die Linienführung ist horizontal, es gibt noch keine optischen Unterbrechungen in der Rockdekoration. Die Garnitur erfolgt hauptsächlich auf dem Rock, die Taille wird nur passend dazu leicht verziert. Auf dem Rock hingegen dürfen sich üppige Rüschen, Volants und Raffungen türmen.

Schleppen sind bei allen Kleidern sehr beliebt. Je größer das Portemonnaie und der Repräsentationswert, desto üppiger wie immer das gesamte Kleid. Die Grenze für Fransenbesätze, Kordeln, Quasten, Rüschen und Spitzen ist nach oben offen.

Die Tagestaillen sind hochgeschlossen bzw. oft mit einem kleinen V-Ausschnitt versehen, in welchen ein kleiner, stark gerüschter Spitzenkragen eingepaßt ist. Dieser kann vermutlich sowohl  direkt mit dem Kleid verbunden sein als auch durch eine Chemisette erfolgen, ein bloßer Kragen mit Schulterpartie zum unterziehen. Der Taillenabschluß liegt etwas über der natürlichen Taillenhöhe, was den Rock noch wuchtiger macht.

Eine Form des Unterbaus, jede Menge andere sind möglich



Die Ärmel können eng oder weit sein, dann mit Unterziehärmeln, um den bloßen Arm bei der Tagesgarderobe nicht zu zeigen. Volants am Ärmelabschluß sind ebenfalls beliebt. Der Ärmelansatz sitzt noch häufig wie in der Krinolinenzeit etwas hinter dem Schulterpunkt.

Der Kleideraufbau erfolgt mit Rock, Tunika/Schürze/Überrock und Taille. Sofern die Taille kein Peplum hat, sondern einen bündigen Taillenschluß, sind Gürtel mit kurzen Schurzteilen daran häufig vertreten, die den Verschluß der Tunika kaschieren.

Insgesamt ist die Linie der Kleider noch klar strukturiert. Taille, Tunika und Rock bilden eine vertikale Linie, die Rockdekoration eine horizontale. Die Tunika ist im vorderen Teil noch sehr schürzenähnlich und entsprechend kurz. Sie kann zu den Seiten hin gerafft werden oder glatt über den halben Rock fallen. Der hintere Teil  wird gerafft, bleibt aber im großen und ganzen in der horizontalen/vertikalen Aufteilung.

Wie am Beispiel zu sehen ist sind unendlich viele Rüschen aber keinesfalls zwingend. Die normale Garderobe der mittelständischen Hausfrau wird vor allem praktischen Überlegungen gedient haben und für die Reinigung von 5reihigen Volants sollte man sich in jedem Fall eine Waschfrau leisten können... Wie immer zeigen Modekupfer das Extrem, sozusagen die stilistische Perfektion.

Die Hüte sind klein und sitzen oft wie Kappen auf den Frisuren. Die Dekoration ist üppig, oft flattern lange Bänder oder Schleier lose herab. Die Befestigung erfolgt vermutlich durch Hutnadeln und hautfarbene, dünnen Bänder unter dem Kinn. In den frühen 1870er Jahren haben viele Hüte auch noch die in der Krinolinenzeit modischen großen Kinnschleifen.

Die Frisuren sind üppig und bestehen wohl bei einem Großteil der Frauen aus falschen Haaren. Lange Lockenpartien im Nacken, Kronen aus falschen Zöpfen und unterlegte Haarteile am Hinterkopf geben auch den notwendigen Halt für die Hutnadeln.

 

 

                        Und so könnten normale Tageskleider ausgesehen haben.

 

                    
                          

 

Frühe Tournüre
1870-1876

 

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