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Inhalte, Layout und Bilder auf dieser und allen andere Seiten der Website Eigentum von U. Hofmockel, 2007

Entstehung eines Kleides

Teil 2 - Teil 3

 

Eine Anleitung für die Kleiderherstellung gibt es zwar schon, aber ein paar Kleinigkeiten sind hier anders. Und Bildergucken ist ja auch immer wieder schön...

Ausgangssituation ist ein leichter, glänzender Leinenstoff mit Streifen, der eigentlich als Kombinationsstoff gedacht war, letztlich blieb er aber übrig. Für ein eigenes Kleid war es zu wenig, aber erfreulicherweise tat sich eine Seide auf, deren Existenz mir schon fast wieder entfallen war und die witzigerweise haargenau zu dem Streifenstoff paßt.

Bei der unterwartet großen Meterzahl bietet sich an, einen Rock für zwei Kleider zu machen, ein gestreiftes Tageskleid und ein unifarbenes Dinerkleid. Schmale Streifen mögen die späte Tournüre, also soll es eine solche werden. Noch bin ich nicht ganz klar darüber, wie genau das Kleid letztlich aussehen soll, angepeilt ist ein 84er. Aber mit dem Kleid kommen die Ideen, also ans Werk:

 

Am Anfang steht wie immer der Zuschnitt von Oberstoff und Futter.

Weil der Oberstoff stark lappt und sich verzieht, bin ich nicht darum herumgekommen, alle Kanten zu heften. Korrekterweise macht man das eigentlich immer, aber mit der Übung kommt die Faulheit...

 

Bei gestreiften Stoffen bietet sich an, bei der hinteren Mitte mit dem Zuschnitt anzufangen und alle weiteren Teile nacheinander paßgenau (oder wahlweise genau nicht paßgenau) zuzuschneiden. Nahtzugaben mit einkalkulieren! Exakt deckungsgleiches Zuschneiden ist hier das A und O.

Beim Zusammennähen ist ebenso pingelig darauf zu achten, daß beide Seiten gleich sind. Es ist nicht so wichtig, ob alle Streifen passend aufeinander liegen, entscheidend für eine gute Optik ist nur, daß sie seitengleich aufeinander oder nebeneinander liegen.

Dies gilt sowohl für die mittlere Naht mit schräg zulaufenden Streifen als auch für die Schulter, die besonders ins Auge sticht.

Nach dem Zusammenheften der Teile kommt eine Anprobe, bei der alle Abnäher und die Schulterlinie angepaßt werden.

Gerade schmale Streifen sind recht dankbar bei der Wahl des Fadenlaufes, schön sind etwas größere Winkel zwischen den Teilen, bei schmalen Streifen fallen aber auch kleine nicht sonderlich auf.

Wer nicht über viel Erfahrung beim Anpassen der Seitenteile zum Rückteil mit Streifenmuster verfügt, kann sich beherzt von der Vorstellung frei machen, überall ineinander laufende Streifen zuschneiden zu wollen. In fast allen Fällen geht das sowieso nicht...

 

Die Zugaben habe ich gegeneinander eingeschlagen und umstochen, die mir liebste Methode des Versäuberns. Einschlagen und am Futter annähen geht aber auch.

Die Ärmel sind nach bewährter Technik (siehe "Die Herstellung einer Taille") vernäht. Allerdings sollte man sich vorher darüber klar sein, welchen Abschluß der Ärmel erhalten soll. Für eine Varianten mit Einsätzen z. B. ist eine Innenverarbeitung gleich der Taille günstiger.

 

Ein Lieblingsthema für viele: Das Einsetzen der Ärmel.

Ich weise von mir, den Königsweg verbreiten zu wollen (zumal ich ja keine "Gelernte" bin), aber ich komme so gut zurecht:

Für die Taille habe ich wieder den Schnitt TV460 genommen, der Ärmel dieses Schnitts hat jedoch eine sehr hohe Schulterkugel, die im Endergebnis sehr stark pufft. Aus diesem Grund vermindere ich die Kugel, ohne etwas an der Gesamtweite des Ärmels zu ändern. Am höchsten Punkt des Ärmel ist die Kugel ca. 3 cm niedriger. Der Ärmel hat damit eine Weite, mit der er ziemlich genau in das Armloch paßt und eine schöne Rundung an der Schulter bildet.

Als erstes wird die hintere Ärmelnaht so mit der hinteren Taillennaht zusammengesteckt, daß die Nähte genau auf Höhe der Ärmeleinsetznaht aufeinander liegen.

Danach stecke ich den Ärmel über den Daumen ab der hinteren Taillennaht nach unten ins Armloch. Durch den etwas längeren Weg des Ärmelstoffes bildet sich glatt hingelegt eine kleine Mehrweite, welche sich problemlos vernähen läßt, aber trotzdem einen Teil der Weite des Ärmels gut im gesamten Armloch verteilt.


Am Schluß bleibt der Bereich der oberen Armkugel übrig. Dieser ist für ein über-den-Daumen-legen zu weit, darum reihe ich ihn ein und stecke die Falten gleichmäßig und mit kleinen Abständen fest.

Wer auf Nummer sicher gehen will kann die Falten vor dem Vernähen nochmal in den Ärmel heften. Oder den Ärmel gleich per Handnaht einsetzen, das spart unter Umständen Zeit und Mühe des Auftrennens und man hat den Vorteil, die Mehrweiten auch über dem Daumen einnähen zu können.

 

 

Bei Einnähen des Ärmels bleibt es bei sehr rutschigen Oberstoffen ist immer spannend, ob sie sich nicht vielleicht doch zwischen den Futterlagen verschoben haben oder sich eine kleine Falte eingeschlichen hat. Die Mehrweite der gesteckten Falten oberhalb der Ärmeleinsetznaht kann man beim Einnähen verstreichen, bei richtigem Zuschnitt paßt der Ärmel auf der Nähtinie exakt auf die Nahtlinie des Armlochs.

Bei sorgfältiger Vorarbeit und ein wenig Übung sieht der Ärmel dann fertig eingesetzt so aus. An guten Ärmeltagen klappt das beim zweiten Ärmel tadellos genauso, an schlechten stellt man an diesem Punkt fest, daß man zwei linke oder wahlweise zwei rechte Ärmel vorproduziert hat.

Nicht erwähnt habe ich das Ausbügeln der Nähte und des Ärmels, an dieser Stelle ist dies bereits geschehen und die Zugabe des Armlochs kann zurückgeschnitten und mit Schrägband versäubert werden.

Dafür sehr angenehm zu verarbeiten ist das Seidenschrägband von der Rolle von farmhousefabrics.com.

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1882-1889

 

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