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Winterkleid um 1890
 

Auf der Suche nach einer Inspiration stöberte ich im Bazar von 1890 und ein Kleid fand Gnade vor den Augen der zukünftigen Trägerin. Mir selber gefiel es nicht so gut und ich suchte nach weiteren Alternativen - bis ich im Buch "Kinder-Photo-Album" der bibliophilen Taschenbücher ein Foto entdeckte, auf dem ein Mädchen exakt das Kleid von der Vorlage aus dem Bazar trägt.

Dieser Versuchung kann man natürlich nicht widerstehen...

Die Vorlage hat vermutlich einen Stoff in dunkleren Tönen, aber damit hatte ich leider keinen Auftritt. Es wurde also ein Baumwollflanell mit Karos in Rot und Pink.

   
Den Grundschnitt ist erstellt nach "Die Anfertigung der Kindergarderobe", Verlag Franz Lipperheide (in digitaler Form hier zu beziehen), der Kleideraufbau erfolgt wie bei der Kleidung Erwachsener.

Der Ausschnitt besteht aus gefälteltem Samt, ebenso die Ärmel. Die Falten werden zuerst fixiert und anschließend die Teile entsprechend dem Schnittmuster zugeschnitten.

Ich empfehle, den Grundschnitt paßgenau aufzuzeichnen und die Bequemlichkeitszugaben im Schnitt zuzugeben. Das Aufzeichnen des körpernahen Schnittes funktioniert anhand der Anleitung sehr gut, gibt man hingegen bereits beim Messen Mehrweiten hinzu wie im Buch empfohlen, könnte es passieren, daß man bislang der irrigen Annahme war, man könne jemanden ausmessen...

 

 

   
Für kleine Kinder reichen als Zugaben an den Seiten 2 cm. Die reichlichen Zugaben der damaligen Zeit entsprechen der Dauerhaftigkeit des Kleidereinsatzes, die in heutiger Zeit im Rahmen eines Hobbys nicht mehr zu schaffen ist.

Allerdings habe ich in diesem Falle reichliche Zugaben eingerechnet, sowohl in der Weite als auch bei der Saumlänge, denn das Winterkleid hat es aufgrund des Materials in sich, es möchte wirklich nur im Winter getragen werden.

In jedem Fall entspricht es dem gründerzeitlichen Bedürfnis nach warmer Kinderkleidung, denn wisse, daß ein Kind nie warm genug angezogen sein kann. Die Kinder aus Judith Flanders´ "Inside the victorian home" singen ein Lied von wollener Unterwäsche im August und anderen Genüssen.

Fürsorglich habe ich konsequent das Vorhandensein einer Zentralheizung ignoriert und den Faltenbesatz aus Baumwollsamt vollständig zugeschnitten. Natürlich könnte man den Besatz auch passend zuschneiden, aber der dann eventuell auftretende Mangel an Wärme....

   
Der Faltenbesatz wird dann auf das das  Futter aufgeheftet und der eigentliche Oberstoff zugeschnitten. Man muß ein wenig ausprobieren, was sich als Zuschnittform für das "V" der Front eignet, ein rechteckiges Stoffstück würde zu viel Weite haben, ist es zu rund kann man nicht mehr genug Falten legen.

Auch hier gilt die feine Regel: Versuch macht kluch.

Erst versäubern nicht vergessen, dann einreihen und in der gewählten Faltenform festnähen. Seiten und Schulter verbinden, Knopfverschluß einrichten wie bereits bei der Anfertigung einer Damentaille beschrieben, Nähte versäubern, Kragen annähen, fertig.

Das Rockteil habe ich in doppelter Weite und angeschrägten Seiten zugeschnitten. Aufgrund der Stoffdicke sind Oberteil und Rock nicht eingeschlagen miteinander vernäht, sondern flach aufeinander liegend. Die Säume sind mit Bändern versäubert.

Die Ärmel sind nach einem schmalen Grundschnitt entstanden und haben eine entsprechende Mehrweite bekommen, um sie bauschig an der Kugel und in der Manschette zu fassen.

Rocksaum umnähen, Knöpfe annähen, fertig:

       

   
   

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