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Die Teestunde

Unser Tagesablauf kennt morgens Frühstück, Mittagessen gegen zwölf oder eins, nachmittags vielleicht noch Kaffee und zwischen 17.00 und 19.00 Uhr Abendessen.

Die Uhr der englischen Bevölkerung zum Ende des 19. Jahrhunderts ging anders. Morgens wurde zwar gefrühstückt, zwischen eins und zwei wurde das Lunch eingenommen, ein zweites Frühstück, oft aus den Resten des Vortages. Das "Mittagessen" als Hauptmahlzeit erfolgte zwischen 20.00 Und 21.00 Uhr. Die Verschiebung der Hauptmahlzeit auf die Abendstunden ist ein Zeichen, daß man es sich leisten kann, im Dunkeln zu essen - also ausreichend künstliche Beleuchtung herzustellen, sei es durch Kerzen oder vorzugsweise durch Gaslicht. Auch die Trennung von Wohn- und Arbeitsvierteln mit entsprechend langen Arbeitswegen wird dazu beigetragen haben. Gegessen wird dann, wenn der Hausherr daheim nach hartem Tagwerk eintrifft...

Um die lange Zeitspanne zwischen Lunch und Diner zu überbrücken wurde der Tee, der ursprünglich nach dem Abendessen serviert wurde, zu einer "Nachmittagsmahlzeit" umfunktioniert. Aus dem schlichten Getränk mit oder ohne Sahne und Zucker, vielleicht mit etwas Brot und dargereicht von der Dame des Hauses, wurde mit der Zeit eine vollständige Mahlzeit mit eigens dafür kreierten Gerichten mit Ragouts, Braten und Pasteten.

Fanden Besuche vormals relativ spontan statt, also am "Besuchstag" der Dame des Hauses, und wurde Tee als Erfrischung serviert, so entwickelte sich daraus eine offizielle Gesellschaft, zu der eine Einladung ausgesprochen wurde. Fast zwangsläufig erfordert diese besondere Art der Veranstaltung auch wieder eine besondere Bekleidung, das Teekleid oder die five o´clock costumes. Diese Toiletten sind ein Mittelding zwischen  Morgen- und Abendkleid, mit viel Spitzengarnituren und Schleifen aufgeputzt.