|
Inhalte, Layout und Bilder auf dieser und allen andere Seiten der Website Eigentum von U. Hofmockel, 2010
Die modische Linie nach der Küraßmode entwickelte langsam wieder
mehr Betonung der Hinterpartie. Der Weg zum hoch angesetzten und stark
betonten Tournürenpopo der 87er und 88er Jahre ist allerdings noch weit,
im Jahr 1883 ist die Linie von Taille zu Saum noch harmonisch und die
Tournüre dient eher dazu, dem Rock selber Volumen zu geben. Der Unterrock auf der rechten Seite findet sich im Mai-Heft der Modenwelt von 1883. Er ist sehr schmal geschnitten, über die gesamte Front geknöpft und in den vorderen Nähten sind 30 cm lange Schlitze belassen worden, um "dem Rock beim Setzen die Enge zu nehmen". Das funktioniert nicht nur theoretisch, beim Setzen fächern die Schlitze auf und der Rock zwängt einen nicht ein. In die rückwärtige Rockbahn sind Stäbe eingesetzt, um dem Rock Halt zu geben. Einen ausgeprägte Gesäßbetonung ab dem Steiß gibt es nicht.
|
||
Meine Grundlage für den Rock war der Unterrockschnitt von Truly
Victorian, allerdings habe ich schon beim Zuschneiden die Vorder- und
Seitenbahnen so weit in der unteren Weite reduziert, daß die Vorderbahn
quasi gerade verläuft und die Seitenbahn auch körpernah.
Zwischen Seiten- und Rückbahn ist innen liegend auf beiden Seiten ein Paneel eingenäht, in welches später die Ösen für die Schnürung eingeschlagen werden. Der Rückbahn habe ich in regelmäßigen Abständen innen Tunnel aus Nahtband aufgesetzt und dann durch die Tunnel Bänder eingezogen. Mit den Bändern wird die Rückbahn auf die richtige Weite gebracht, so daß genug rückwärtige Weite verbleibt, der Rock aber an der Seitenpartie dort sitzt, wo er sitzen soll.
|
||
Die Stäbe sind in separate Tunnel eingenäht und diese wiederum mit Hexenstich an den Seiten und in der Mitte auf den gerafften Tunnel aufgesetzt. Die Länge der Stäbe muß man austesten, bis die gewünschte Silhouette erreicht ist. Durch die gleichmäßig verteilten Ösen werden die Paneele dann zusammengeschnürt, was eine Wölbung der Stäbe zur Folge hat. Problematisch war dabei ein wenig die oberste Raffung. Diese ist so dicht am Taillenband, daß keine Wölbung mehr durch Zusammenziehen der Paneele entstehen kann, ohne daß das Taillenband Falten wirft. Ein Lösung wäre, an den Stabenden jeweils ein Gummiband anzunähen und diese mit dem richtigen Zug zusammenzuknöpfen. Praktischer erscheint mir aber, am zugehörigen Rock ein kleines Kissen ans Taillenband zu nähen und damit die gewünschte Wölbung zu erreichen, sofern notwendig. Die Rüsche ist ohne vordere Öffnung gearbeitet und eigentlich auch des Guten zuviel, etwas weniger hätte es auch getan. |